Autobahn 44: „Erstaunlich und unerträglich laut“


Zierenberg/Habichtswald

Die Bürgerinitiative Lärmschutz Zierenberg & Habichtswald macht genau so wenig Sommerpause, wie der Lärm, der von der Autobahn 44 rund um beide Kommunen zu hören ist. Jetzt wurden neue Smart-Boxen in Ehlen installiert. Zudem war der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Göttlicher zu Gast, um sich vor Ort ein Bild zu machen beziehungsweise um einmal mit eigenen Ohren zu hören, wie der Lärmpegel in der Nähe der Autobahn 44 ist. 

Nach Absprache  mit Habichtswalds Bürgermeister Dr. Daniel Faßhauer, dem dortigen Bauamt und interessierten Bürgern sollten bereits im Juni die beiden von der Gemeinde erworbenen Smart-Boxen zur Lärmmessung an neuen Lärmkonfliktpunkten in Ehlen  installiert werden. Zuvor wurden die Geräte von der BI überprüft und  ein Softwareupdate vorgenommen. Während das eine Gerät in der Warmetalstraße (Ehlen) im Haus neben der alten Tankstelle neu installiert wurde und seit dem 7. Juni sogleich Daten übermittelte,  ergaben sich beim zweiten Gerät, das im oberen Bereich der Kohlenstraße installiert werden sollte, noch einige Probleme.

Viele Stunden waren nötig, um herauszufinden, dass eine besondere Leitungsverbindung erforderlich ist, um einen störungsfreien Betrieb unter dem Dachüberstand des Hauses zu ermöglichen, teilt die BI mit. Gerade an diesem Lärmkonfliktpunkt, bei dem es sich um eine wenig befahrene Nebenstrecke handelt, soll herausgefunden werden, wie sich die Beschallung  durch den nächtlichen Verkehr der BAB A 44 auswirkt.

 

Smart-Box installiert: Werner Schneider hat die Box eingerichtet. Foto: privat 

„Diese technischen Probleme mögen die Öffentlichkeit nicht sonderlich interessieren, sollten dennoch den Bürgern vermittelt werden, da sie die Arbeit der BI zeitweise sehr bestimmen“, erklärte Wilfried Appel von der BI.

Die Forderungen nach aktiven Lärmschutzmaßnahmen wurden von Anbeginn an immer mit Gesprächen auf der politischen Ebene (Vertretern von Stadt und Gemeinde, des Landes Hessen und des Bundes) gekoppelt.

Wie bereits nach dem vorangegangenen Treffen im Februar mit der SPD– Bundestagsabgeordneten Esther Dilcher und dem SPD-Landtagsabgeordneten Oliver Ulloth angekündigt, konnte nun endlich auch eine Begegnung mit dem CDU–Landtagsabgeordneten Christian Göttlicher stattfinden. Mit dabei waren im Dorfgemeinschaftshaus Burghasungen zudem der Bürgermeister der Gemeinde Habichtswald, Dr. Daniel Faßhauer, Erster Stadtrat Heinz Behr als Vertreter des Zierenberger Bürgermeisters, Dr. Eva Bialas und Karl-Heinz Hauffe vom Ortsbeirat Burghasungen und als Mitglieder der Bürgerinitiative Lärmschutz Wilfried Appel, Adrian Probst, Werner Schneider und Doris Müller.

Nach der Vorstellung der bisherigen Arbeit (die Bürgerinitiative ist seit mehr als fünf Jahren aktiv)  durch Wilfried Appel bekräftigten die Mitglieder der BI keine Utopisten zu sein und hoben die Unterscheidung zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Zielen hervor.




Wollen Lärmschutz für alle: (von links) Erster Stadtrat Heinz Behr, BI-Sprecher Wilfried Appel, Habichtswalds Bürgermeister Dr. Daniel Faßhauer, Karl-Heinz Hauffe und Dr. Eva Bialas (Ortsbeirat Burghasungen), Doris Müller (BI), MdL Christian Göttlicher und Werner Schneider (BI).  Foto: privat

Dauerhaft arbeiten derzeit 14 Lärmmessgeräte in Zierenberg und Habichtswald und in der Region an der A44 und A 49, die das Lärmniveau sowie weitere Umweltdaten aufzeichnen und diese im Dashboard:   https://stations.bi-lzh.de. visualisieren. Diese Daten sind aktuell für jeden im Internet über den Link einsehbar.                                                                                         Damit stellt sich die BI auch gegen die Argumentation, eine punktuelle Messung sei wegen der Umgebungsgeräusche und der Verkehrsmenge sowie der klimatischen Einflüsse zum Zeitpunkt der Messung nicht repräsentativ.

Der sogenannte Geschwindigkeitstrichter, den die Autobahn-GmbH mit zusätzlichen Schildern (120 km/h) der installierten nächtlichen Geschwindigkeitsbegrenzung (100 km/h für Pkw/ 60 km/h für Lkw) mit unveränderter Streckenlänge vorgeschaltet hatte sei nicht zielführend.  „Diese Maßnahme ist völlig ineffektiv“, so Wilfried Appel gegenüber Christian Göttlicher. „Was wir brauchen, ist die Festlegung des Tempolimits auf ca. zwei Kilometer Streckenlänge, wie es der Vorschrift entspricht, sowie durchzuführenden Geschwindigkeitskontrollen.

Christian Göttlicher, dem die BI eine ausführliche schriftliche und fotografische Dokumentation vorlegte, versprach, sich um geeignete Ansprechpartner zu bemühen und sich die Sinnhaftigkeit des derzeitigen sogenannten Geschwindigkeitstrichters von kompetenter Stelle erläutern zu lassen. Er wolle sich auch dafür einsetzen, dass bauliche Maßnahmen an der A 44  im genannten Streckenabschnitt geplant und auch der BI rechtzeitig mitgeteilt werden.

Beim abschließenden Ortsbegang an einigen Lärmkonfliktpunkten in Burghasungen konnte sich Göttlicher direkt von der dauerhaften Lärmbelästigung überzeugen. Darüber, dass es „erstaunlich und auch unerträglich laut für die Anwohnenden ist“, war er sich mit den Vertretern der BI einig.

„Die Erwartungshaltung der Mitglieder der BI steigt: auf bekannte Vertröstungen wie den Bundesverkehrswegeplan (von dem niemand sagen kann, ob er sich realisieren lässt) und den aktuell noch geltenden Regelungen für aktiven Lärmschutz kann verzichtet werden“, erklärte die BI. Die gegenwärtige Situation verlange neue Antworten auf eine für Bürger zunehmend unerträgliche Lage.

Andernorts sei man da schon weiter: In Osterreich und Südtirol zum Beispiel habe man notwendige Maßnahmen zur Energiewende mit Lärmschutz verbunden – Lärmschutzwände mit Fotovoltaik-Elementen. „Das ist eine Win-win-Situation für beide Seiten. Warum   nicht auch hier bei uns am Konfliktpunkt  A 44 Burghasungen?“, heißt es in der Mitteilung der BI. (mw)