Der Schornsteinfegermeister sagt Tschüss und wünscht Glück
Von Monika Wüllner
Zierenberg/Habichtswald. Nach fast drei Jahrzehnten in seinem Kehrbezirk sagt Schornsteinfegermeister Thomas Swoboda aus Bründersen nun Tschüss. Der fast 65-Jährige geht zum Ende des Monats April in den Ruhestand. Dabei liegt ihm sehr am Herzen, sich von allen seinen Kunden zu verabschieden und zu bedanken. Dass seine Handwerksuniform ganz oft auch mit Glück gleichgesetzt wurde, freut ihn nach wie vor. Demonstrativ zeigt er die goldenen Knöpfe, die gar nicht starr festgenäht sind, sondern jeder Drehbewegung von Glückssuchenden standhält. Und er lacht.
„Die Menschen freuen sich, wenn ich komme“, sagt Thomas Swoboda. So hat er denn auch manchen Haustürschlüssel bekommen, damit er seinem Beruf in den Häusern seiner Kunden nachgehen kann. Das zeugt von Vertrauen. „Ja, es sind auch viele Freundschaften entstanden. Ich habe immer versucht, für alles eine Lösung zu finden und ich helfe Menschen dabei, ihre Pflicht zu erfüllen“, sagt Swoboda und hält inne. Das alles habe er nur so leben können, weil ihm seine Ehefrau Martina den Rücken freigehalten habe. Und nicht nur das. Sie habe auch seine Büroarbeit übernommen. 43 Jahre gehen beide Seite an Seite durchs Leben. Zwei Söhne und zwei Enkelkinder gehören zur Familie. Auf sie alle freut sich der baldige Ruheständler. Und aufs Fahrradfahren, Haus und Hof zu unterhalten und freie Zeit.
Die Vita von Thomas Swoboda ist lang. Und Verantwortung zu übernehmen zieht sich durch alle Bereiche hindurch. Seine Ausbildung begann er im Jahr 1977, schloss sie aufgrund seiner guten Leistungen verkürzt im Jahr 1980 ab. Der gebürtige Südhesse lebte in Grünberg bei Gießen. Der Wehrdienst brachte ihn nach Wolfhagen. Schließlich zog er auch dorthin und legte im Jahr 1985 seine Meisterprüfung ab. Bis 1996 war er bei einem Bezirksschornsteinfegermeister als Meister beschäftigt gewesen. Es folgte ein Jahr in Volkmarsen als Bezirksschornsteinfegermeister auf Probe. Dann wurde er zum Bezirksschornsteinfegermeister bestellt, später zum Bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger. Seit dem Jahr 1998 war er für die Bezirke Zierenberg Kernstadt, Burghasungen, Laar, Escheberg und Hohenborn, Oelshausen und in Teilen Dörnbergs zuständig. Sechs Lehrlinge hat er ausgebildet, sich in der Arbeitnehmergewerkschaft engagiert, war Landesvorsitzender der Deutschen Schornsteinfegergewerkschaft, hat nebenbei im Meisterprüfungsausschuss mitgewirkt und Sachverständiger ist er außerdem.
Das ist aber noch lange nicht alles. Er war 13 Jahre Wehrführer bei der Freiwilligen Feuerwehr in Bründersen, Kreisbrandmeister und stellvertretender Kreisbrandinspektor sowie 30 Jahre lang Kreisausbilder. Im Landesfeuerwehrausschuss war er aktiv und auch als Kreisobmann des Landkreises Kassel war er im Einsatz.
„Ich bin noch mit dem Mofa zur Arbeit gefahren“, schwärmt Swoboda. Das Geld lag in den Häusern, in denen er arbeiten sollte, auf dem Tisch bereit. Die Menschen arbeiteten auf dem Feld. Auch beim Bäcker Schäfer in Zierengberg hinterlegten Menschen Zettel, die für Swoboda bestimmt waren. 2600 Liegenschaften betreut er noch bis zum 30. April. „Der Beruf hat mir unheimlich viel Spaß gemacht, einige Hausbesitzer von heute kannte ich schon, als sie noch Säuglinge waren“, sagte Swoboda. Wichtig sei ihm immer gewesen, Werte auch an seine Auszubildenden weiterzugeben. So sei seine Einstellung auch heute noch: „Der liebe Gott hat alle Menschen gleichgemacht. Ob rot, braun oder schwarz. Wir sind alle gleich“, ist der Schornsteinfegermeister fest überzeugt. Er liebe Menschen. Deshalb wolle er auch allen noch was sagen. „Lasst euch nicht verrückt machen, bleibt gesund und freut euch an dem, was ihr habt. Viel Glück und Gesundheit“, sagte Swoboda. Und mit einem verschmitzten Lachen fügt er noch hinzu: „Ich muss noch einige Haustürschlüssel abgeben. Aber die meisten sind schon wieder bei ihren Besitzern.“
Dass er mal den deutschen Fußballtorhüter Sepp Maier und Fußballspieler Franz Beckenbauer beim Training der Deutschen Nationalmannschaft in Grünberg getroffen hat, erwähnt er noch am Rande. Da habe es noch keine Handys gegeben, deshalb könne er auch nicht mit einem Selfie dienen.